[ Viele Meinungen über ADHS ]

Während ADS in den Medien fast kein Thema ist, werden die Existenz und die Behandlung von ADHS immer noch sehr kritisch gesehen.

Dabei wird über ADHS fast nur in der Außensicht auf die Betroffenen geschrieben. Wenn dann scheinbar nur sichtbare Symptome der Störung medikamentös gelindert werden sollen, löst das (nachvollziehbarerweise) eine Diskussion darüber aus, ob ein Mensch / Kind mit diesem Symptom nicht in Ordnung oder liebenswert sei. Es ist so, als ob man Depressiven nur deshalb Medikamente geben würde, damit sie endlich aufhören ihren Angehörigen zur Last zu fallen und wieder normal arbeiten können. Wer denkt darüber nach, wie sich ADHSler und ADSler “da drinnen” fühlen?

[ Aus Sicht der Betroffenen ]

Da es eine Störung von Geburt an ist, kennen es die Betroffenen nicht anders. Das erschwert die Formulierung der Innensicht. Wer mit echten ADSlern und ADHSlern zu tun hat und ihnen zuhört, erkennt aber durchaus sehr schnell ihren Leidensdruck. In der Praxis geht das Leben der Betroffenen jeden Tag weiter – ein täglicher Kampf. Schon allein die Wartezeit auf einen ersten Termin bei einer/m Psychiater*in oder niedergelassenen Psychotherapeut*in ist oft mehr, als AD(H)Sler*innen und ihre Angehörigen ertragen können.

[ Familien ]

Bis die (richtige) Diagnose gestellt ist, die notwendigen Therapiemaßnahmen für das Kind verfügbar sind und greifen, haben die Eltern lange Zeit an vielen Fronten gleichzeitig gekämpft. Die Therapie des Kindes schließt in der Regel nur wenig Unterstützung und Entlastung für die Eltern mit ein, obwohl sie als die wichtigsten Bezugspersonen die Hauptlast des Alltags mit dem Kind und große Verantwortung für den Therapieerfolg tragen. Manchmal ist es hilfreich, als Familie den Umgang miteinander und mit dem AD(H)S wieder zu ordnen, die Zuständigkeiten neu festzulegen und sich wieder darauf zu besinnen, was verbindet.

[ Erwachsene ]

Erwachsene, die erst spät die Diagnose AD(H)S bekommen, überdenken und bewerten ihre gesamte Biografie vor diesem Hintergrund neu. Das ist ein äußerst anstrengender Prozess, der mit vielen Missverständnissen und meistens weiteren Problemen aufräumt, die auf dem gleichen Boden gewachsen sind. Hier ist also viel zu tun. Ich trage in meiner Praxis – mit meist kurzen Wartezeiten und einem neuen Ansatz – meinen Teil dazu bei.